Sportprojekt

In einem unbekannten Land. Honduras ist anders – und das macht es reizvoll

Warum ausgerechnet Honduras? Das war die meistgestellte Frage, nachdem ich in meinem Bekanntenkreis davon erzählt habe, dass ich mich für das Freiwilligenarbeitsprojekt in gerade diesem Land entschieden habe. Und für mich gab es gute Gründe, die sich auch im Nachhinein als solche erwiesen haben. Nachdem ich meinen Job gewechselt habe und zwischen Ende der alten und Beginn der neuen Arbeitstelle noch viel Zeit hatte, kam eine solche „Auszeit“ sehr gelegen für mich. Da ich mich für mich für Fußball interessiere und auch selbst aktiv spiele, wurde ich auf das Fußballassistenztrainer-Projekt von SWHO aufmerksam. Das war nur ein Grund, warum ich in Honduras gelandet bin. Ein anderer war, dass ich für gewisse Zeit raus aus meiner Komfortzone und ein Land kennenlernen wollte, dass vom Wohlstand her nicht so gut dasteht wie Deutschland. Und ich wollte einfach Gutes tun. Da das Fußball-Projekt nicht allzu viel Zeit in Anspruch genommen hat, habe ich  dazu zusätzlich dazu mit Kindern in einem Kinderheim in der Hauptstadt Tegucigalpa und einer Organisation für Kinderbetreuung auf der Insel Roatan gearbeitet. Für mich war immer klar, dass ich mich neben der Karibikinsel Roatan auch in Tegucigalpa leben wollte. Und das empfehle ich auch jedem, der sich für die Arbeit in Honduras entscheidet. Wer das Land wirklich authentisch erleben und sich darauf einlassen möchte, der muss in Tegucigalpa gewesen sein. Die Stadt ist laut und hektisch, sie ist an manchen Stellen auch schmutzig und man sieht hin und wieder Armut. Allerdings begegnen die lebensfrohen Latinos einem unglaublich herzlich, allein dafür lohnt sich der Aufenthalt in Tegucigalpa. Grundsätzlich habe ich im Vorfeld mit mehr Armut gerechnet, nachdem ich mich auf verschiedenen Internetseiten informiert habe. Es empfiehlt sich, einfach ohne Erwartungen diese Stadt kennenzulernen, so wird man auch sicher nicht enttäuscht. Beim Blick ins Internet, ist beim Stichwort „Tegucigalpa“ immer von Kriminalität zu lesen. Ich kann sagen, dass ich zu keiner Zeit eine brenzlige Situation erlebt habe.  Allerdings heißt das nicht, dass es hier keine Kriminalität gibt. Man muss sich einfach an gewisse Dinge und Regeln halten, wenn man weitestgehend sicher leben möchte.
Im krassen Gegensatz dazu steht Roatan. Hier erwarten einen Traumstrände, eigentlich durchgehend sonniges Wetter und ein lockeres, unbeschwertes Inselleben. Mit Honduras hat das alles aber so viel nicht mehr direkt zu tun, vergleichbar so viel wie Mallorca mit Spanien.  Auf Roatan boomt der Tourismus, viele Amerikaner leben hier und machen Urlaub, Amtssprache ist Englisch. Meinen Aufenthalt in Honduras habe ich aufgeteilt, einen Monat in Tegucigalpa und einen Monat in Roatan. Das würde ich auch immer wieder so machen.
Zurück zur Arbeit und nach Tegucigalpa. Mein Fußballprojekt habe ich nach kurzer Zeit leider wieder beendet. Da ich in Deutschland nur einen kurzen Spanisch-Crashkurs absolviert hatte, konnte ich mit den ungenügenden Sprachkenntnisse nichts ausrichten. Und so empfehle ich auch jedem anderen, ergänzend zu dem Spanischkurs vor Ort in Honduras bereits im Voraus die Sprache zu lernen. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es einfach sehr schade ist, mit den Menschen auf der Straße oder den Kollegen in den Projekten nicht ausgiebig kommunizieren zu können.
So habe ich mich auf die Arbeit mit Kindern konzentriert und konnte dadurch – um das vorwegzunehmen – einige wertvolle Erfahrungen sammeln können. Männer sind in diesem Projekt eher eine Ausnahme. Da ich mich gerne mit Kindern beschäftige, war die Aufgabe interessant – und einfach was ganz anderes, da ich im „normalen“ Leben als Journalist arbeite. Im Kinderheim in Tegucigalpa habe ich hauptsächlich beim Sportunterricht mitgeholfen und die Betreuer unterstützt. Jeder Junge und jedes Mädchen, das hier lebt, steht für ein Schicksal. Der Umgang untereinander ist hin und wieder mal rauer und dennoch besitzt jedes Kind ein großes Herz. Die Aufmerksamkeit und Herzlichkeit, die man ihnen schenkt, bekommt man auf jeden Fall doppelt und dreifach zurück.
Andere Anforderungen wurden an die Arbeit auf Roatan gestellt. Hier war ich in einer Betreuungseinrichtung für Kinder eingesetzt, wo die Kinder den Tag verbringen, während die Eltern arbeiten. Man ist vielfältig gefordert – Spiele spielen, Essen ausgeben, beim Anziehen helfen usw. Es empfiehlt sich, bereits im Vorfeld Gedanken zu machen, was man genau mit den Kindern machen möchte. Das kann vom Englischunterricht, über Gitarre spielen, basteln bis hin zur Sportstunde gehen. Die Mitarbeiter stehen Ideen sehr offen gegenüber und die Kinder freuen sich, wenn sie Beschäftigung und Spaß haben.
Wenn ich ein Fazit von der Zeit ziehe, kann ich sagen, dass Honduras absolut anders ist. Und genau das lohnt sich kennenzulernen und zu erleben.


Wie auf Roatan engagierten sich auch Freiwillige im Fussballprojekt in der Hauptstadt in Tegucigalpa. Hier ein paar Eindrücke